Eine niedergelassene Chirurgin - was macht die eigentlich?

Diese Frage bekommt Dr. Irene Kammerer häufig gestellt. Es ist Zeit, dies öffentlich zu beantworten.

Ja, vor allem sorgt es für Verwirrung, dass ich in einer Praxis arbeite und nicht in einem Krankenhaus. Viele Menschen denken, dass man als Patient von einem Chirurgen sofort in den OP geführt wird. Dabei stehen auch für den Chirurgen die korrekte Diagnose und das Ausschöpfen konservativer Maßnahmen an erster Stelle. Die Operation ist dann eine sinnvolle Fortführung der Therapie, manchmal allerdings auch die einzig mögliche Behandlung. Der Chirurg ist also dazu da zu entscheiden, ob und wann man operiert, und der, wenn es darauf ankommt, die Operation dann auch ausführen kann.

Es ist ein langer Weg. Nach dem Abitur folgt ein 6-jähriges Medizinstudium. Um ein sportliches Bild zu nehmen: Danach kann man laufen, aber nicht rennen. Deshalb schließt sich daran eine Facharztausbildung an, in der man in einem gewählten Fach, zum Beispiel der Allgemeinen Chirurgie, rennen lernt. Wieder 6 Jahre. In diesen 6 Jahren durchläuft man alle Teile, aus denen sich die Chirurgie zusammensetzt: Unfallchirurgie, also die Chirurgie der Knochen und Gelenke, Gefäßchirurgie, Kinderchirurgie, Chirurgische Intensivmedizin und Bauchchirurgie. Diese Ausbildung schließt man mit einer Prüfung zum Facharzt für Allgemeine Chirurgie ab.

Wenn man die Allgemeine Chirurgie in ihrer Gesamtheit verstanden hat, spezialisiert man sich, und man lernt nach Laufen in der Medizin und Rennen in der Chirurgie nun eine nächste Disziplin: Sprinten, in einem der bereits gelernten Fächer. Hier habe ich mich für die Unfallchirurgie entschieden.

Zur Unfallchirurgie gehört die ganze Frakturchirurgie, also: Knochenbrüche und ihr Heilungsmechanismus. Ich muss ja wissen, wie welche Fraktur je nach Frakturtyp heilt, um zu entscheiden, ob ich einen Bruch nur schienen muss und die Extremität, also das Bein oder den Arm eingipsen, oder ob ich den Bruch mit Schrauben und Platten stabilisieren muss, damit er heilen kann.

Um eine Vorstellung davon zu geben, wie vielfältig unser Körper Schaden nehmen kann, genügt nur ein Auszug aus den Frakturtypen: Ist es ein Trümmerbruch, ein Spiralbruch, ein Wulstbruch, eine Querfraktur, eine Grünholzfraktur oder eine pathologische Fraktur? Es gibt tausende Typen, und für jeden Typ und für jede Lokalisation muss man ein Programm haben - altersentsprechend, abhängig davon, ob der Bruch an Hand oder Fuß, Arm oder Bein geschehen ist

Das wäre auch ein passender Vergleich. Ich sage gerne, ich bin eine Mischung aus Schreiner und Schlosser: Bei dem, was ich mache, ist sehr viel Statik dabei, denn der Knochen ist ähnlich wie Holz oder Bambus, und ich muss wissen, wo ich in dem Material ein anderes anbringen kann, ohne dass es Schaden nimmt. Außerdem muss man als Unfallchirurg mit Metall umgehen können, denn man muss Metall biegen und es mit Schrauben am Knochen befestigen. Darüberhinaus muss man den Gelenkverschleiß des Patienten einschätzen und altersgerecht behandeln können.

Das ist falsch. Ich kann alles operieren, was zu einem schweren Unfall gehört, das kann auch eine gerissene Milz oder eine eingerissene Leber sein. Chirurgie ist ein uraltes, riesengroßes Fach, wo der ganze Körper, der ganze Mensch dazugehört. Mein Fachgebiet hat also einen ganzheitlichen, ganzkörperlichen Ansatz. Denn ich muss meinen Patienten auch fragen: Was wollen Sie mit Ihrem gebrochenen Fuß später noch können? Laufen, rennen, oder sprinten? ! Zu meiner Arbeit gehören, und hier ist wieder der Begriff Unfallchirurgin nicht selbsterklärend, nicht nur Erkrankungen, die von einem Unfall herrühren. Sondern es gehören zum Fach der Chirurgie, mit demselben Stellenwert, auch degenerative Erkrankungen, zum Beispiel Arthrosen aller Gelenke und Achs-Fehlstellungen. Im Rahmen der allgemeinen Chirurgie behandle ich ebenso Hautveränderungen, die operiert werden müssen, wie etwa Lipome, Atherome, Leberflecke, Überbeine/Ganglien, Warzen, Blutschwämmchen und so weiter.

Die Handchirurgie ist dann die Kür. Da vertieft man sich noch mehr in ein ganz spezielles Gebiet. Es wird einfach immer feiner, immer spezieller, das Wissen und Können.

Wenn ein Patient ein Problem an seiner Hand oder seinem Fuß hat, oder wenn er Probleme mit den Gefäßen hat, dann braucht er zunächst eine Diagnose. Die bekommt er bei mir. Das geschieht ganz klassisch in einem Gespräch, mit einer körperlichen Untersuchung und mit Untersuchungen über die gängigen Methoden Röntgen, MRT, CT; je nach Ausgangslage. Viele, viele Krankheiten behandelt man dann, ohne auch nur an eine Operation zu denken. Denn viele Krankheiten können mit Krankengymnastik, mit Spritzen, Akupunktur, mit Cortison oder anderen Medikamenten hervorragend behandelt werden.

Hier bei uns in der Praxis der Orthopäden am Stadtgarten in Ettlingen. Wir haben zwei ambulante Operationssäle und, ganz wichtig, ein hervorragend eingespieltes Team.

Nehmen Sie Menschen, die Arthrose an den Händen haben oder Rheuma. Die haben fürchterliche Schwellungen und damit auch Schmerzen. Rheumahände schwellen mit Hilfe von Akupunktur wunderbar ab und bekommen damit auch wieder eine Beweglichkeit. Das selbe gilt für Füße mit Gelenkverschleiß. Da können Akupunktur, mit Verstand eingesetztes Cortison oder Hyaluronsäure sehr, sehr gut helfen.

Immer geht es mir um ein schlüssiges Gesamtkonzept für den Patienten, der Schmerzen hat: Hinzuschauen, und dann zu entscheiden, welches die individuell sinnvolle Therapie ist. Deshalb können auch all die Hinweise, die ich in den Texten auf meiner Webseite gebe, keine auf den jeweiligen Patienten passgenau zugeschnittene Diagnose und Therapie ersetzen. Ob konservative Verfahren wie Ergotherapie, ob eine Operation oder die Akupunktur: Alles gehört zusammen. Alternative Verfahren ergänzen das, was ich meinen Patienten anbieten kann, einfach ganz wunderba